26 novembro 2012

Frederico Füllgraf - Mit den FARC lässt sich kein Staat machen



Zu den kolumbianischen Friedensverhandlungen in Havanna


Am 19. November wurden in Kuba die Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und den FARC-„Revolutionäre Streitkräfte Kolumbiens“ fortgesetzt. Der Auftakt dazu fand am 18. Oktober im Hotel Hurdal, am Rande Oslos. statt.

Das Treffen in Havanna war ursprünglich auf den vergangenen 15.November anberaumt. Die Vertagung auf den 19. November, so heisst es aus Regierungskreisen in Bogotá, sei schliesslich mit „technischen Details“ begründet, womit jedoch eine in letzter Minute zugelassene Internet-Seite gemeint ist, wo nun die Menschnrechts-Organisationen Kolumbiens die Verhandlungen per Liveticker verfolgen können.

Die Initiative zu den Verhandlungen war 2011 von der Guerrilla ergriffen worden. Aus trifftigem Grund: Während der achtjährigen Regierung Álvaro Uribe wurde die Kampfstärke der seit 1966 aktiven FARC von 16.000 Mann auf nahezu die Hälfte zusammen geschossen und bombardiert-, ihre vollzählige Gründergarde – Manuel Marulanda, alias „Tiro Fijo“, Negro Acácio, Raúl Reyes, Alfonso Cano, Iván Ríos und Mono Jojoy – in den vergangenen Jahren in Gefechten getötet worden. Obwohl stur von der FARC-Führung bestritten, liegt nahe, daß die letzte Guerrilla Lateinamerikas eingesehen hat, daß der Krieg mit militärischen Mitteln nicht mehr zu gewinnen ist.

Als Ort der Zusammenkunft hatten FARC-Emissäre der seit 2010 amtierenden Regierung Juan Manuel Santos eine Pufferzone auf kolumbianischem Territorium vorgeschlagen, doch Santos´ Unterhändler lehnten ein „zweites Caguán” ab, und schalteten die als Konflikt-Mediatorin weltweit respektierte norwegische Regierung ein – so kam es zu Oslo.

Die Warnung vor einem „zweiten Caguán“ hat es auf sich, sie meint die 2002 gescheiterten Friedensbemühungen der Regierung Andrés Pastrana. Ihr Kernstück war eine entmilitarisierte Zone in San Vicente de Caguán, tiefstes Amazonien. Entgegen den damaligen Absprachen, überranten die FARC das Niemandsland, bar jeder militärischen Kontrolle, und errichteten dort ihre uneingeschränkte Herrschaft über Zivilbevölkerung und Wirtschaft. Die FARC hatte den Friedensplan verraten, die Kriegshandlungen wurden weitere zehn Jahre fortgesetzt.

Vierter Friedensversuch seit 1998, werden diesmal Gespräche über ein 5-Punkte-Programm in Havanna aufgenomnen. Verhandelt wird über die Einstellung der Kriegshandlungen, eine Agrarreform, die eventuelle Anerkennung der FARC als legale Partei, lindernde Strafmassnahmen für begangene Verbrechen und die Garantie der Nicht-Auslieferung an Drittstaaten. Letzterer ist für die FARC ein Überlebensgesetz, gegen die gesamte Führung liegen im In-und Ausland Haftbefehle vor. Für die Auslieferung Chefunterhändlers Luciano Arango, alias "Iván Márquez“, bietet das US State Department z.B. 55 Mio. Dollar - http://www.state.gov/j/inl/narc/rewards/115279.htm.
Der stolze Preis ist mit den schweren Verbrechen (Mitglied einer als „terroristisch“ eingestuften Vereinigung und massiver Drogenschmuggelin die USA) Arangos begründet. Also musste die Regierung Santos eilends den USA eine Jagdpause abhandeln, damit Arango et alii unbehelligt ausreisen durften – so kam die Guerrilla nach Oslo.

FARC: nichts dazu gelernt“

Sollten die Konfliktparteien Einigung erzielen, könnte Kolumbien noch vor Jahresende den langersehnten Frieden zellebrieren, nachdem 200.000 Menschen im fünfzigjährigen Zermürbungskrieg das Leben verloren.


Doch das, was sich Arango in Oslo leistete als Auftakt zum Dialog, war eine Absage an elementare Diplomatie. Er schien lange Zeit nach der globalen Bühne gedürstet- und seine theatralische Ansprache im fernen Dschungelversteck auf Betonung und Gestik geprobt zu haben: Vor einer Hundertschar Journalisten verliess Arango den leidlich vereinbarten Fahrplan, und ging auf´s Ganze: Der Friede müsse mit einem radikalen „Umbau der kolumbianischen Wirtschaft“ erkämpft werden. Humberto de la Calle, Ex-Vizepräsident und Chefunterhändler der kolumbianischen Regierung, traute seinen Ohren nicht, als Arango die multinationalen Bergbaufirmen, die US-Regierung, die soziale Ungleichheit und den „Staatsterror der Regierung“ attackierte – eine scheinbar unredliche Verleugnung des bemühten kolumbianischen Rechtsstaates, doch niemand in der Santos-Regieriung wir noch leugnen wollen, daß dieser Rechtsstaat erst seine wirkliche Legitimation erhält, wenn er endlich mit dem skandalösen Landeigentumsverhältnissen  aufräumt, weil immer noch 1,15 Prozent der Besitzer Herren über 52,2 Prozent des kolumbianischen Bodens sind. Damit fing ja vor 50 Jahren der Konflikt an, der Kampf der armen campesinos war die Stunde Null der FARC.

Santos´“dritter Weg“

Santos ist nicht gleich Uribe. Der der Agraroligarchie entstammende und von korrupten Politikern und Warlords umgebene ex- Präsident und sein kultivierter Nachfolger aus angesehenen Politiker- und Verleger-Familien Bogotás (die Familie Santos begründete Kolumbiens renommierte Tageszeitung, „El Tiempo“) sind sich spinnefeind. Rechtsanwalt und Journalist Aurelio Callejas, ein Santos-Freund, will sogar von einer Verschwörung gegen den Präsidenten wissen und hat beim Generalstaatsanwalt Anzeige gegen Uribe und seine „Front gegen den Terrorismus“ wegen angeblicher Umsturzpläne und Hochverrat erstattet.
 “La Tercera Vía: una alternativa para Colombia” [Der dritte Weg: eine Alternative für Kolumbien], heisst das 1999 erschienene, sozialdemokratisch angehauchte Werk Juan Manuel Santos´, das sich der Mitarbeit des damals amtierenden, britischen Prime Ministers Tony Blair erfreute. Zehn Jahre später, veröffentlichte Santos im spanischen Verlag Planeta, „Jaque al Terror: los años horribles de las FARC“ [Schachmatt gegen den Terror: die grauenhaften Jahre der FARC] – eine Chronik der erbarmunglosen Schläge die der Narco-Guerrilla während seiner Amtszeit als Verteidigungsminister Uribes versetzt wurden. Die Liquidierung der legendären FARC-Comandantes ging komplett auf Santos´ Konto. Das Vorwort dazu schrieb der preisgekrönte zeitweilige Fidel Castro Verbündete, im Mai 2012 verstorbene mexikanische Schriftsteller, Carlos Fuentes. Das Eröffnungszitat entlieh Santos einem dezidiert sozialistischen Nobelpreisträger: Dem Portugiesen José Saramago. Dieser hatte prophezeit: “Sollte Kolumbien es schaffen, sich vom Horror der Guerrilla zu befreien, hat es das Zeug für eine grosse Nation“.
Angetrieben von dieser moralischen Rückendeckung, lenkte Santos in den Friedensappell der Guerrilla ein, sehr wohl wissend, daß er es mit einem bös angeschlagenen, doch noch nicht bezwungenen Gegner zu tun hat.

Zynismus statt Reue

Laut der Meinungsumfrage Gran Encuesta, vom September 2012, erwarten 78% der Kolumbianer daß die FARC für ihre Verbrechen zur Rechenschaft gezogen werden, doch bezweifeln immerhin 41 Prozent, daß die Guerrilla sich überhaupt auf dauerhaften Frieden einlässt. Die arrogante Ansprache Arangos in Oslo bekräftigte die Befürchtung: Mit keinem Wort wurden die Opfer des Krieges oder die im Dschungel ermordeten Geiseln erwähnt.

Die kolumbianische Gesellschaft zahlte einen hohen Blutzoll für die fünfzigjährige Konfrontation: Bis 2008 hatte der Staat den Tod von 3.515 Polizisten und 9.222 Soldaten zu beklagen, dazu kamen 30.500 Verletzte, 1.250 Gefangene (darunter Befreite und Hingerichtete) und 128 vermisste Militärs. Die FARC erlitten 26.500 Tote, 48.000 Gefangene und 25.000 „demobilisierte“, also geflohene und freiwillig ergebene Guerrilleros. Zwischen 80.000 und 100.000 Zivilisten gelten als tot oder vermisst, ca. 5,0 Millionen wurden landesweit vertrieben.

Doch selbst in den eigenen Reihen etablierten die FARC das Schlachthaus-Statut: Von Pol Pot´scher Paranoia besessen, wurden seit 2009 zwischen 400 und 600 verdächtige Guerrilleros umgebracht. Dokumentiert sind jedenfalls 180 Exektionen auf Anordnung Hernán Darío Velásquez, alias „El Paisá”.  Weitere 112 Morde und 300 Erschiessungen werden jeweils den inzwischen umgekommenen comandantes “Mono Jojoy“ und  „Iván Ríos“ zugeschrieben. Von Geisel-und Gefangenen-Füsilierungen ganz zu schweigen. Doch die FARC kennt keine Reue.



Millarden schwere Narco-Guerrilla

Die sture Leugnung der Gewaltverbrechen könnte der Guerrilla das
politische Genick brechen. Dazu kommen nun die Entschlüsselungen der Sicherheitsorgane und Finanzexperten über Ihr Drogengeschäft: Dank ihrer Waffenmacht haben sich die FARC zu einem der grössten Drogenkartelle entwickelt, das die Kokainherstellung und ihren Vertrieb mit erpresseerischen Methoden der Mafia kontrolliert:
10.000 US-Dollar je Woche für den Schutz eines Laborbetriebs,
13.000 US-Dollar je Flugzeug-Landung – die FARC kontrollieren 57 Landepisten und 70 Flughäfen,
20 US-Dollar je befördertes Kilogramm Kokain,
10 US-Dollar Monatssteuer je geschütztem Hektar Anbaufläche.
1 US-Dollar Gebühren je Gallon beschiffter Rohstoffe
5 US-Dollar je erzeugtes Kilogramm Kokain.

Nach Schätzungen der kolumbianischen Staatsanwaltschaft beläft sich die mit dem Drogengeschäft jährlich erzielte „Deviseneinfuhr“ der FARC auf stolze 1.0 Mrd. US-Dollar, realistischere Berechnungen vermuten gar das Doppelte; eine halbe Milliarde allein für die Überwachung der Kokainherstellung, berichtet die Weltbank.

Internationale Ermittlungen nach FARC-Unternehmen


Die kolumbianische  Staatsanwaltschaft leitete deshalb erstmalige Ermittlungen über die FARC Guthaben in Überseee ein. Dreissig Prozent des schmutzigen Geldes werden in Kolumbien vermutet, der Löwenanteil sei jedoch in profanen, kapitalistischen Unternehmen der Transport-, Bau-, Hotel- und Gebrauchsartikel-Branchen in Lateinamerika, den skandinavischen Ländern, aber auch in Deutschland angelegt. Sinn der Untersuchung ist, die FARC mit den Funden zu konfrontieren und sie zu Wiedergutmachungen an der vom Terror geschädigten Zivilbevolkerung zu verpflichten.


Doch die Einnahmen der FARC begrenzen sich nicht auf den Drogenhandel, übrige Quellen sind Lösegeldempfang für Entführungen, Landraub und Viehdiebstahl. Die Staatsanwaltschaft schätzt 300.000 Hektar bebautes Land und 106.934 Stück Vieh in Händen der Narco-Guerrilla, die die ursprünglichen Eigentümer mit Gewalt von ihrem Besitz vertrieb. Gegen Landraub gingen 21.000 Beschwerden bei den Sicherheitsbehörden ein, 5,2 Millionen Meschen wurden von der Narco-Guerrilla und rechtsgerichteten paramilitärischen Verbänden vertrieben.

„Akzeptable Minimalzugeständnisse“


Jedoch, die Regierung selbst hat sich brutaler Gewaltanwendung zu verantworten. Die
Staatsanwaltschaft ermittelt z.B. über das Schicksal von mindestens 1.000 Verschwundenen während der Amtszeit Santos´ als Verteidigungsminister. Der Staatspräsident gab im November 2011 auch öffentlich zu, daß das Militär Hinrichtungen und standrechtliche Erschiessungen von Regimegegnern zu verantworten habe, weshalb 27 höhere Offiziere fristlos entlassen und Ermittlungsverfahren eingeleitet wurden.

Die schwierigste Hürde der Gespräche in Havanna ist deshalb die Aushandlung sog. „akzeptabler Mindestzugeständnisse” . Die kolumbianische Öffentlichkeit jedenfalls erwartet daß die FARC ihre eigenen Verbrechen anerkennen, dafür hinter Gittern bestraft werden und ihre Opfer entschschädigen.


Vom Militär unter Druck gesetzt, dem ultrakonservativen Uribe-Kreis angefeindet, und einer ramponierten Popularität von 40 Prozent, braucht Santos die Befriedung Kolumbiens für seine Widerwahl in zwei Jahren. Die Narco-Guerrilla weiß das nur zu gut, und versucht rücksichtslos Zugeständnisse heraus zu pressen. In letzter Minute, machten sich die FARC z. B. die Forderung kolumbianischer Menschenrechts-Organisationen zu eigen, die ihre Teilnahme an den Friedensverhandlungen verlangen. Diese hatte Staatspräsident Santos auch zugesichert, jedoch erst in der Umsetzungsetappe der in Havanna ausgehandelten Einzelmaßnahmen. Für die Aufnahme der Impulse aus der Bevölkerung, kooperiert das Parlament seit Monaten mit mehr als 400 Organisationen im Lande – die sog. „Mesas Regionales de Paz“ / Regionale Rundtische für den Frieden. Insgesamt 800 Altionsvorschläge von 2.300 Bürgervertretern wurden  an Hochkommissar Sergio Jaramillo  übergeben, der sie an Regierung und FARC weiter geleitet hat. Doch genau die aktive Bürgerbeteiligung an den Friedensverhandlungen könnte für die FARC mit einem Eigentor ausgehen. 

Die Linke weltweit muss endlich Abstand nehmen von dieser dekadenten und kriminellen Vereinigung.


 Fotos:ilustração

06 novembro 2012

Frederico Füllgraf - Montevideo de Benedetti (ou quase...)

Fotografia: F. Füllgraf

Una guía auspiciada por la Fundación Benedetti propone recorrer Montevideo de la mano del popular escritor uruguayo, a través de más de 600 lugares aludidos en su literatura.
El recorrido tiene como punto de partida a la obra de Mario Benedetti, que de alguna u otra manera hace mención a la ciudad ya sea a través de nombres, de calles, esquinas donde se encuentran personajes, o lugares donde suceden cosas.



EL PARQUE MONTEVIDEANO HECHO POESÍA



"No sé si alguna vez les ha pasado a ustedes / pero el Jardín Botánico es un parque dormido / en el que uno puede sentirse árbol o prójimo / siempre y cuando se cumpla un requisito previo / Que la ciudad exista tranquilamente lejos / El secreto es apoyarse digamos en un tronco / y oír a través del aire que admite ruidos muertos / cómo en Millán y Reyes galopan los tranvías"



El fragmento del poema "A la izquierda del roble" invita a adentrarse en el parque montevideano, luego de recorrer el tradicional barrio Prado y el antiguo barrio Capurro, donde el escritor pasó parte de su infancia y escenario de varias de sus obras. "La casa de la calle Capurro tenía un olor extraño. Según mi padre, olía a jazmines; según mi madre, a ratones (...) para mí la casa de Capurro fue ‘mi’ casa", recuerda el escritor en "La borra del café" (1992).


UN NUEVO CIRCUITO TURÍSTICO

Los lugares donde vivió, el liceo donde estudió, las oficinas donde trabajó o el café donde escribió gran parte de "La tregua" -su obra más conocida- se cuelan además en una guía que busca generar un nuevo circuito turístico, pero también atraer a las nuevas generaciones en la lectura de Benedetti, autor de decenas de libros de poemas, prosa, cuentos, teatro y ensayos.

"El proyecto surgió en diciembre de 2009, con la idea de trabajar un proyecto que uniera la poesía de Benedetti con la ciudad de Montevideo y que ofreciera un recorrido para turistas nacionales y extranjeros", dijo el escritor y periodista Alfredo Fonticelli, autor de la guía -auspiciada por la Fundación Mario Benedetti- junto a la también escritora Helena Corbellini.

"A partir de allí empezamos a meternos en el mundo de Mario y nos dimos cuenta que no sólo podía integrarse la poesía, sino también la novela, el teatro, el cuento. Nos terminamos encontrando con un material enorme, mucho más frondoso de lo que esperábamos", señaló.

SEIS RECORRIDOS POR DISTINTOS BARRIOS

De los más de 600 lugares reseñados en un primer momento, 53 integran la Guía Benedetti, que ofrece seis recorridos por distintos barrios de Montevideo. "Cada uno mezcla obra en cuento, en poesía y narrativa, así como lugares de su vida, buscando que el turista se haga una idea de cuáles fueron los géneros que trabajó Mario y tenga una mirada de la ciudad de Montevideo", explicó Fonticelli.

La militancia del escritor en defensa de los derechos humanos también se pone de manifiesto, al incluirse en el recorrido el Museo de la Memoria, del cual Benedetti fue presidente emérito, y el monumento a los detenidos desaparecidos en América Latina. Más allá del atractivo turístico de una guía distribuida en forma gratuita, para Fonticelli permite además "releer a Mario Benedetti y releer la ciudad de Montevideo".


Divulgação

Homenaje a Benedetti - Eduardo Galeano

29 outubro 2012

Frederico Füllgraf - Der 0,5 Mio. Euro Deal mit der Jungfernhaut

Fotos: divulgação


Nach zweimonatiger Ausstellung im Internet und den Medien, endete am 24. Oktober eine seltsame Auktion: die Versteigerung der Jungfräulichkeit der Südbrasilianerin Catarina Migliorini (20). Ein Japaner, genannt „Natsu“, gewann mit 780 tausend US-Dollar das „Los“: er darf nun „das erste Mal“ mit der angehenden Medizin-Studentin. Die Begegnung ist  Höhepunkt eines Dokumentarfilms der Anfang 2013 weltweite Verbreitung finden soll.

Der Veranstalter der  „Auktion” ist die Internet-Seite „Virgins Wanted“, die Idee hatten der unbekannte Filmemacher,  Justin Sisely, und sein ebenso unerfahrener Produzent, Thomas Williams, beide Australier. Sisely´s Filmoeuvre beschränkt sich bisher auf eine einzige Surf-Dokumentation, Williams verdiente seinen Unterhalt mit Hochzeits-Videos.

(Un)schuld der Medien?

Jungfrauen, die ihre Unschuld verkaufen, sind nichts Neues. Eingang in die Geschichte bizarren Verhaltens fand die 22jährige US-Amerikanerin Natalie Dylan, die 1998 Angebote bis zu 3,8 Mio. Dollar für ihre Jungfernhaut erhielt. Als Grund für ihren Schritt nannte sie die Finanzierung ihres Studiums. Für das peruanische Model, Graciela Yataco, mußte als Grund die medizinische Behandlung ihrer Eltern herhalten. Sie erhielt Angebote bis zu 1,5 Mio. US-Dollar, gab jedoch auf. Rafaella Fico, Model und Teilnehmerin am „Big Brother“ in Italien, verlangte 1.3 Mio. Euro für das Ende ihrer Unschuld.

Wie beim Rätselraten darüber, ob erst das Ei, oder das Huhn, stellt sich bei der öffentlichen Entjunferung die Frage, wer zuerst auf den kapriziösen Gedanken kam: Ob die Jungfern, oder die Medien. In Arthur Goldens „Memoirs of a gheisha“ (1997), versteigert eine Japanerin den Siegel ihrer Weiblichkeit. Doch der brasilianische Drehbuchautor,  Gilberto Braga, war dem US-Amerikaner zuvorgekommnen: In seiner Telenovela, „O Dono do Mundo“ [Der Herr über die Welt], ausgestrahlt von TV Globo (1991-1992), veräusserte die Figur Márcia Nogueira (Malu Mäder) als erste ihre Jungfernhaut auf dem Altar des Mammons.
Mit Catarina Migliorini im Bunde, der angehenden Um-ein-Haar-Millionärin, teilten die Virgins-Wanted-Autoren bisher das Schicksal der grössten Menschengemeinschaft auf Erden  – die persons unknown. Das änderte sich vor zwei Monaten, als Catarina im Internet von der Hymen-Versteigerung erfuhr und sich zur Teilnahme anmeldete. Dies hätte sie ja unter einem Pseudonym machen- und fast unversehrt davon kommen können, denn ihr Jungfernhäutchen wollte sie ja angeblich einer edlen Sache opfern: die Finanzierung von Billighäusern für Obdachlose in – nomen est omen - Santa Catarina, ihre südbrasilianische Heimat. Das aber erschien ihr nun doch zu fromm, also rief sie die Medien an. Wie eine Zündschnur brannte sich Ihre Bekanntgabe durch Tageszeitungen, Fernsehen und Internetseiten. Im Nu war Catarina zur Celebrity geworden, so wie die seltenen Winner aus ihrer sozialen Schicht, die alljährlich durch die leidliche, doch Publikumswirksame TV-Sendung „Big Brother“ zum Millionär und „öffentlichen Person“ werden. Und sei es auch nur für eine Viertelstunde im öden Alltag in der Provinz -  “In the future, everyone will be world-famous for 15 minutes”, witzelte US­-Performkünstler Andy Warhol einst salbungsvoll.
Geschockte Familien

 „Es war nicht leicht, Mädchen zu finden, denn immer wenn wir eine gecastet hatten, funkten Freunde und Familienangehörige dazwischen, setzten sie unter Druck, und die Mädchen sprangen ab“, erklärte Sisely dem Internetportal Huffington Post. Marli Migliorini, Catarinas Mutter,  reagierte zunächst neutral: “Die Entscheidung hat sie allein getroffen, sie hat niemanden um andere Meinung gebeten. Sie ist ja volljährig...“. Der im Ausland lebende Vater, ein Architekt, war entsetzt, “dennoch habe ich seine Unterstützung“, versicherte Catarina. Doch dann wollte Marli doch nach Bali reisen, wo die Dreharbeiten stattfanden, um der Tochter die Teinahme auszureden. Die Eltern waren über das Ausmass der Affaire in den Medien geschockt, damit hätten sie nicht gerechnet, erklärte die Frau dem Nachrichtenportal G1, allerdings wenig überzeugend. Doch genau die Publicity schien das Kalkül der Tochter gewesen zu sein. „Ich Bin davon überzeugt, dieses Mädchen wird von grossem Geltungsbedürfnis angetrieben, sie will die öffentlicdhe Darstellung...“, schlussfolgerte Marcos Alexandre Gomes, Professor für Psychologie an der Fakultät Helio Alonso, Rio de Janeiro.


Prostitution – ja oder ja?

Marli beeilte sich einen Satz der Tochter zu dementieren. „Ich war immer ein romantisches Mädchen, doch die Versteigerung ist reines Geschäft“, hatte Catarina im Brustton der Überzeugung verkündet. Der Satz rief die Moralapostel - aber nicht nur die - auf den Plan. Die Mutter meint, man solle den Satz als „naïv” verstehen.
Regierungen und beachtliche Teile der weltweiten Öffentlichkeit sehen das anders: Catarina wurde der Vollzug des Erstbeischlafs in Australien unter Androhung von Strafmassnahmen untersagt: die Aktion verstösst gegen den Prostitutions-Paragraphen im Lande. Auch in den USA – ein Grund weshalb am 3. November Catarina und ihr japanischer Entjungferer den Akt über dem Ozean, während einem Flug von Sidney nach New York vollziehen müssen.

"Diese Art von Geschäft schafft eine gefährliche Präzedenz, ganz zu schwiegen vom Aufruf zu weltweiter Prostitution“, warnte Cleon Daskalakis, ehemalige Geschäftsführerin des Philantropievereins Boston Bruin, in Anspielung auf das angebliche charitative Ziel von Migliorinis  Opfergang. Der in ihrer Heimat populäre Journalist und Blogger, Cacau Menezes, erregte sich: „Dieses Mädchen gibt den jungen Menschen auf der ganzen Welt ein sehr schlechtes Beispiel. Welch´andre Bedeutgung soll dem zugemessen werden, als nicht die der Prostitution? Wir sollten ja nicht heuchlerisch sein und als Moralapostel auftreten, doch mir kann niemand weismachen, dass jemand, der eine Dreiviertelmillion Dollar zahlt, nicht sein Anrecht geltend macht, dafür auch mit Lust entschädigt zu werden! ... Aber die Medien schönschreiben und fördern ja geradezu solche solche Ideen in den schrägen Köpfen der gegenwärtigen Jugend!“.

Fleischbetastung
Vor dem Akt, müsse Migliorini von einem Gynekologen auf die Richtigkeit ihrer Angaben untersucht werden, wenn man verstünde, was er meine,  sinnierte Sizely: Es gäbe da so einen Test, der nachweist, ob Catarina vorher von einem Penis penetriert worden sei, oder nicht – also, eine Garantieleistung für den Käufer, damit der auch bekommt, wofür er gezahlt hat.
Das liest sich wie eine Fleischbetastung beim Metzger – so hirnverbrannt und brutal wie der Satz Richard Mourdocks, Romneys republikanischer Kandidat für den US-Senat, demnach eine Schwangerschaft als Folge einer Vergewaltigung, „dem Wille Gottes“ entspräche.

Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, für die Veranstalter von “Virgins Wanted“ sei der Verkauf der Jungfräulichkeit blosses „Fleisch in der Dose“; aber auch für die „Verkäuferin“. Die Aktvorgaben sind rigoros, von eiskaltem Geschäftskalkül eingefädelgt: Der Freier darf Migliorini nur penetrieren, aber nicht küssen oder Bewegungen vollziehn und Utensilien zur Luststeigerung verwenden.
Alter Brauch im Christlichen Abendland
Streng historisch gesehen, mutet das Moralgeschrei in der Tat etwas heuchlerisch an. Worin unterscheidet sich schliesslich Migliorinis Entjungferung vom Jahrtausend alten Brauch und eiskalten Kalkül der massenhaften „Versprechung“ und Verehelichung europäischer Mädchen an fremde Fürsten, zur Schmiedung neuer politischer Allianzen und Sicherung wirtschaflicher Interessen? Ein nachlesenswertes Lehrstück vom kirchlich sanktionierten Handel mit der Unschuld ist beispielsweise die tragische Geschichte der Heiligen Elisabeth, die bereits als siebenjährige dem ältesten Sohn des Landgrafen Hermann von Thüringen versprochen wurde.
Den Unterschied, so scheint es, macht der Zeitgeist der Postmoderne: Der Entfall des traditionellen Ehrenkodex im modernen Rechtsverständnis ging einher mit dem schrittweisen Verfall der „Aufbauwerte“ des Abendlandes. Dazu gehört die Ent-romantisierung der Sexualität und die Verdinglichung des weiblichen Körpers. Und streng ökonomisch gesehen: Die Frauen im Mittelalter waren ja die Doppelverliererinnen, sie verdienten garnichts am Handel mit ihrem Geschlecht und verloren obendrein ihre Unschuld. Anders im Zeitalter der Gleichberechtigung.
“Diese Auktion handelt von der Umwandlung des Lebens“, brüstete sich der Australier Sisely, „die Leute, die daran teilnehmen, sind danach andere Menschen, ihr Leben wird nicht mehr das gleiche sein“.
 „Womit wird das Leben Catarina danach bescheren?” , fragt er zynisch.
Die Bescherung, so viel ist sicher, bringt die Reife – sie könnte bitter sein.

"Business as usual..." 

25 outubro 2012

Mari mari peñi! Saudação ao Povo Mapuche

Fotos: Arquivo

Yo soy la visión 
de los antiguos espíritus 
que durmieron en estas pampas. 
... 
Soy el sueño de mi abuelo 
que se durmió pensando 
que algún día regresaría 
a esta tierra amada. 
... 
He corrido a recoger el sueño 
de mi pueblo 
para que sea el aire respirable 
de este mundo. 

Leonel Lienlaf

Mario Benedetti - Fidel, infranqueable voluntad


Foto: ilustração

He pasado en Cuba varios períodos: la primera vez como invitado y luego varias más como exiliado. Desde su estallido, la Revolución Cubana fue una gran sacudida para nuestra América. En el Río de la Plata, los sectores culturales habían atendido primordialmente a Europa, pero la Revolución nos hizo mirar a América Latina. No sólo para interiorizarnos de los problemas del subcontinente sino también para aquilatar el poder y la presión de los Estados Unidos.

En cuanto a la personalidad del propio Fidel, debo consignar que estuve varias veces con él y pude apreciar la sencillez de sus planteos, un inesperado y excelente nivel cultural, la franqueza de que hacía gala ante nuestras objeciones y su infranqueable voluntad de defender y mejorar el nivel de su pueblo.

Los datos, fácilmente comprobables, de que en la isla virtualmente no existen analfabetos (pude ver a octogenarios que asistían a clases de enseñanza primaria), que la atención a la salud es gratuita y del mejor nivel (de mi propio país viajan constantemente enfermos de cataratas y hasta de ceguera, que son atendidos gratuitamente y regresan totalmente recuperados), no deben olvidarse a la hora de juzgar su trayectoria.

En esta ocasión de sus bien ganados ochenta, es bueno que le regalemos nuestro sincero reconocimiento.

(El texto que antecede fue escrito antes del contratiempo de salud sufrido por Fidel y que tuvo una trascendencia a nivel mundial, algo que confirma lo que algún especialista señaló: que Fidel es el único gran personaje del pasado cercano que aun sobrevive. Según las noticias que llegan de la isla, Fidel se está recuperando más rápidamente de lo que se preveía. Siempre ha sido un hombre fuerte y de poderosa voluntad, así que no sería de extrañar que a corto plazo ejerciera nuevamente sus tradicionales funciones.
Ojalá).

22 outubro 2012

Cada dos o tres meses, Twitter "mata" a Fidel



POR 
FIDEL CASTRO

Foto: Alex Castro


Bastó un mensaje a los graduados del primer curso del Instituto de Ciencias Médicas "Victoria de Girón", para que el gallinero de propaganda imperialista se alborotara y las agencias informativas se lanzaran voraces tras la mentira. No solo eso, sino que en sus despachos cablegráficos le añadieron al paciente las más insólitas estupideces.

El periódico ABC de España, publicó que un médico venezolano que radica no se sabe donde, reveló que Castro había sufrido una embolia masiva en la arteria cerebral derecha, "puedo decir que no vamos a volverlo a ver públicamente". El presunto médico, que si lo es abandonaría primero a sus propios compatriotas, calificó el estado de salud de Castro como "muy cercano al estado neurovegetal".

Aunque muchas personas en el mundo son engañadas por los órganos de información, casi todos en manos de los privilegiados y ricos, que publican estas estupideces, los pueblos creen cada vez menos en ellas. A nadie le gusta que lo engañen; hasta el más incorregible mentiroso, espera que le digan la verdad. Todo el mundo creyó, en abril de 1961, las noticias publicadas por las agencias cablegráficas acerca de que los invasores mercenarios de Girón o Bahía de Cochinos, como se le quiera llamar, estaban llegando a La Habana, cuando en realidad algunos de ellos trataban infructuosamente de llegar en botes a las naves de guerra yankis que los escoltaban.

Los pueblos aprenden y la resistencia crece frente a las crisis del capitalismo que se repiten cada vez con mayor frecuencia; ninguna mentira, represión o nuevas armas, podrán impedir el derrumbe de un sistema de producción crecientemente desigual e injusto.
Hace pocos días, muy próximo al 50 aniversario de la "Crisis de Octubre", las agencias señalaron a tres culpables: Kennedy, recién llegado a la jefatura del imperio, Jruschov y Castro. Cuba nada tuvo que ver con el arma nuclear, ni con la matanza innecesaria de Hiroshima y Nagasaki perpetrada por el presidente de Estados Unidos Harry S. Truman, estableciendo la tiranía de las armas nucleares. Cuba defendía su derecho a la independencia y a la justicia social.
Cuando aceptamos la ayuda soviética en armas, petróleo, alimentos y otros recursos, fue para defendernos de los planes yankis de invadir nuestra Patria, sometida a una sucia y sangrienta guerra que ese país capitalista nos impuso desde los primeros meses, y costó miles de vidas y mutilados cubanos.

Cuando Jruschov nos propuso instalar proyectiles de alcance medio similares a los que Estados Unidos tenía en Turquía —más cerca todavía de la URSS que Cuba de Estados Unidos—, como una necesidad solidaria, Cuba no vaciló en acceder a tal riesgo. Nuestra conducta fue éticamente intachable. Nunca pediremos excusa a nadie por lo que hicimos. Lo cierto es que ha transcurrido medio siglo, y aún estamos aquí con la frente en alto.
Me gusta escribir y escribo; me gusta estudiar y estudio. Hay muchas tareas en el área de los conocimientos. Nunca las ciencias, por ejemplo, avanzaron a tan asombrosa velocidad.
Dejé de publicar Reflexiones porque ciertamente no es mi papel ocupar las páginas de nuestra prensa, consagrada a otras tareas que requiere el país.

¡Aves de mal agüero! No recuerdo siquiera qué es un dolor de cabeza. Como constancia de cuán mentirosos son, les obsequio las fotos que acompañan este artículo.

Fidel Castro Ruz
Octubre 21 de 2012
10 y 12 a.m.

Fotos: Alex Castro

* Reproduzido de Granma - Havana, 21/10/2012

07 agosto 2012

Manoel de Andrade - Por que cantamos


para Mario Benedetti(*)


Se tantas balas perdidas cruzam nosso espaço
e já são tantos os  caídos nesta guerra...
Se há uma possível emboscada em cada esquina
e  temos que caminhar num chão minado...

“você perguntará  por que  cantamos”

Se a violência sitia os nossos atos
e a corrupção gargalha da justiça
Se respiramos esse ar abominável
impotentes diante do deboche...

“você perguntará por que cantamos”

Se o medo  está  tatuado em nossa agenda
e a perplexidade estampada em nosso olhar
se há um mantra entoado no silêncio
e as lágrimas repetem: até quando, até quando, até quando...

“você perguntará  por que cantamos”

Cantamos porque uma lei maior sustenta a vida
e porque um olhar ampara os nossos passos
Cantamos porque há uma partícula de luz no túnel da maldade
e porque nesse embate só o amor é invencível

Cantamos porque é imprescindível dar as mãos
e recompor, em cada dia, a condição humana
Cantamos porque a paz é uma bandeira solitária
a espera de um punho inumerável

Cantamos porque o pânico não retardará a primavera
e porque em cada amanhecer as sombras batem em retirada
Cantamos porque a luz se redesenha em cada aurora
e porque as estrelas e porque as rosas

Cantamos porque nos riachos e lá na fonte as águas cantam
e porque toda essa dor desaguará um dia.
Cantamos porque no trigal o grão amadurece
e porque a seiva cumprirá o seu destino

Cantamos porque os pássaros estão piando
e ninguém poderá silenciar seu canto.
Cantamos para saudar o Criador e a criatura
e porque alguém está parindo neste instante

Pelo encanto de cantar e pela esperança nós cantamos
e porque a utopia persiste a despeito da descrença
Cantamos porque nessa trincheira global, nessa ribalta,
nossa canção viverá para dizer por que cantamos.

Cantamos porque somos os trovadores desse impasse
e porque a poesia tem um pacto com a beleza.
E porque nesse verso ou nalgum lugar deste universo
o nosso sonho floresce deslumbrante




Curitiba, maio de 2003
(*)Escrevi  estes  versos motivado pelo belíssimo  poema  “POR QUE CANTAMOS”  do poeta uruguaio MARIO BENEDETTI. Num tempo em que todos caminhamos sobre o “fio da navalha” me senti, como poeta, implicitamente convocado a  também  testemunhar  por que cantamos.

01 agosto 2012

Frederico Füllgraf - "Feminicídio" - Sendung auf WDR3 - Resonanzen


Dienstag, 31.07.12 um 18:08 Uhr






WDR 3 Resonanzen

Die Welt aus dem Blickwinkel der Kultur

Feminicídio

Demonstration zur Abschaffung von Gewalt gegen Frauen in Argentinien; Rechte: dpa
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Demonstration zur Abschaffung von Gewalt gegen Frauen
Gewalt und Mord an Frauen in Lateinamerika
Alle zwei Stunden wird in Brasilien eine Frau von ihrem Ehemann, Freund oder verlassenen Liebhaber ermordet. 45.000 Frauen und Mädchen allein – erschossen, erstochen, totgeschlagen – zwischen 2000 und 2010; die Population einer mittleren Stadt im Blutrausch ausradiert. Jedoch in der brutalen, Schrecken erregenden Statistik wird Brasilien übertrumpft von El Salvador, Jamaica, Guatemala, Südafrika, Russland und Ländern des Kaukasus. Der Machismo wütet weltweit, brasilianische Frauenrechtlerinnen und Psychologinnen erklären warum und wie er bekämpft werden kann.
Ein Beitrag von Frederico Füllgraf aus Brasilien
Redaktion: Annette Morczinek
Musikzusammenstellung: Jörg Heyd

„Nur ein paar Piekser“– so heisst ein schockierendes Bild der mexikanischen Kunstmalerin Frida Kahlo aus dem Jahr 1935 , das eine Blut überströmte, mit Messerstichen ermordete Frau, nackt auf einem Bett liegend zeigt. Daneben stehend, ein Mann mit der Mordwaffe in der Hand und leerem Gesichtsausdruck.

Anlass für das Motiv war Kahlos tiefe Trauer über die Affären ihres Ehemannes, Diego Rivera - diesmal mit ihrer Schwester, Cristina. Ihren Schmerz überspielte sie mit einer Zeitungsmeldung: Ein eifersüchtiger Mexikaner hatte seine Frau erstochen und sich vor Gericht damit heraus geredet, er habe seinem Opfer doch „nur ein paar Piekser“ zugemutet. Mit ihrem Bild veranschaulichte die weltweit beachtete Künstlerin ihre Verabscheuung der Salonfähigen „Verteidigung der männlichen Ehre“, womit der Machismo aus den Bindungen zwischen Frau und Mann ein Schlachthaus gemacht hatte.

Achtzig Jahre später wütet der Geschlechtermord gnadenlos in Zentralamerika, Südafrika, Russland und Ländern des Kaukasus, aber auch Spanien – mit 192.000 Anzeigen von Frauenmisshandlungen aus dem Jahr 2010 – oder im unverdächtigen Kanada, in dem zweihundert zu  „Prostituierten“ abgestempelte Indianerinnen ermordet wurden.
Die Todesstatistik ist Schwindel erregend: Im knapp 13 Millionen Einwohner zählenden Guatemala, wurden  in den vergangenen fünf Jahren dreitausendfünfhundert  Frauen umgebracht. Im Jahrzehnt zwischen 2000 und 2010, ließen in Brasilien fünfundvierzigtausend Frauen und Mädchen ihr Leben: Vom Ehemann, Freund oder verlassenem Liebhaber erschossen, erstochen, totgeschlagen - die Population einer mittleren Stadt im Blutrausch ausradiert. Ein seltsames Minderwertigkeitsgefühl treibe die Männer zur Gewaltanwendung, meint die Kunstpädagogin im südbrasilianischen Curitiba, Lorita Rivera:
O Ton 01: [Der Mann fühlt sich minderwertig... Das ist ja ein bekanntes, historisches Phänomen: Der Mann ist der Versorger des Hauses, er ist derjenige der das Geld verdient - Also, ist der Mann derjenige, der die Macht verkörpert. Was aber passiert nun? Eine neue Machtverteilung findet statt im Hause, in dem er glaubt, den Kürzeren zu ziehen – und dabei greift er zur Gewalt! Ich halte das für eine Art Kompensierungsverhalten, denn nun disqualifiziert, erniedrigt er die Ehefrau, damit sie in irgendeiner Weise sich ihm gegenüber ´kleiner´ fühlt...]
Wie aber passt das zusammen mit der fortschreitenden Eroberung von einflussreichen Positionen in Wirtschaft und Politik durch Frauen in Lateinamerika? 45 Prozent der Stellen in Brasilien sind mit Frauen besetzt, in Argentinien werden 38 Prozent des Parlamentssitze von Frauen bekleidet; im Senat, weit über dem Weltdurchschnitt, sind es sogar 43 Prozent. Für die Schauspielerin und Produzentin in Curitiba, Eloah Petreca, werden die Frauen jedoch nach wie vor diskriminiert:
O-Ton 2: [Die Frau besetzt Rollen die in Wirklichkeit ihr immer schon zustanden, nur dass diese von Männern besetzt waren – so war das früher. Aber nun schauen wir uns die Gegenwart an: Die Frau kann sogar mehr verdienen als der Ehemann, denn jetzt darf sie sozial aufsteigen. Wir wissen daber doch, dass das Ausnahmen sind, denn nur wenige Betriebe zahlen den Frauen den gleichen Lohn wie den Männern, für die gleiche Arbeit. Das ist auch eine Form von Gewaltausübung, eine Art Gesinnungsgewalt – Wie auch immer: Obwohl viele Frauen im Beruf qualifizierter sind als ihre männlichen Kollegen, verdienen sie weniger...]
Femicídio oder Feminicídio wird die blutrünstige Ausprägung der Mysogenie genannt. Der Begriff - Femicide - wurde zum ersten Mal 1976 von der  Frauenrechtlerin Diana Russel vor dem Internationalen Gerichtshof zur Bekämpfung von Verbrechen gegen Frauen verwendet.
Die mexikanische Ethnologin und Schriftstellerin, Marcela Lagarde, meint jedoch, der Femicídio erkläre leider nur den männlichen Tötungsakt im längst überschrittenen, innerfamiliären Bereich. Dem aber hafte eine zutiefst politische Dimension an: Regierungen und Justiz bagatellisierten und ermutigten damit die massenhafte Hinschlachtung von Frauen, die dem Genozid vergleichbar sei und deshalb juristisch als Feminizid deklariert werden müsse. Hintergrund bilden Lagardes private Recherchen der entsetzlichen Schändung, Hinrichtung und Verstümmelung von achthundert jungen Frauen, die in Abwässerkanälen, Müllkippen und der Sandwüste ausserhalb von Ciudad Juárez (= Huárez), an der Grenze zu den USA, gefunden-, deren Täter jedoch niemals angeklagt wurden. Feminizid sei also die bewusste Verschleppung der Untersuchungen, die Straflosigkeit der Täter und die daraus resultierende Mitverantwortung des Staates – In einem Wort: Ein Kapital- und ein „Verbrechen gegen den Staat“.

Der schweigsame Vormarsch der Frauen hat den Anschein als seien in Lateinamerika die Tage des Machismo gezählt. Erwerbstätigkeit, finanzielle Unabhängigkeit, die leiseste Andeutung emanzipatorischen Verhaltens einer Frau, haben die patriarchalischen Geschlechterrollen in die Krise gestürzt. Nach 11 Jahren Schulunterricht können 61 Prozent der erwerbstätigen Brasilianerinnen-, doch nur 53 Prozent der Männer die Mittlere Reife nachweisen. 21 Prozent der Unternehmensvorstände werden von Frauen mit Hochschulabschluss besetzt, von Männern ------ nur zu 14 Prozent.

Die neue  Machtverteilung bekommt den Machos nicht, sie fordert ihre Gewaltbereitschaft heraus. Gemordet wird deshalb quer durch die Gesellschaftsschichten: Jede 31. Stunde, ein Frauenmord in Argentinien; in Brasilien, jede zweite Stunde.

Wer schützt nun die Frauen? Lorita Rivera schätzt die Schutzfunktion des Staates sehr skeptisch ein:

O-Ton 3: [Den Idealzustand haben wir heute nicht, das ist klar, aber wir haben schon Fortschritte gemacht, es gibt schon ein wenig “Schutz” in Anführungszeichen... – Ich würde nicht sagen, Schutz durch den Staat, aber von Seiten der Gesellschaft. Es bestehen Kommunikationskanäle: Also wenn sich eine Frau beleidigt oder tätlich angegriffen fühlt, dann macht sie den Mund auf! Und die Gesellschaft ist da, um sie schützen, nicht aber der Staat – der ist leider noch nicht so weit].